»Rein
im Lied, wahr im Wort,
sei die Freundschaft fort und fort
Dieser
Sinnspruch begleitet den Gesangverein „Freundschaft“
Öschelbronn in diesem Jahr 1998 seit genau 125
Jahren und wirkt weiter in das nächste Jahrtausend
unserer Zeitrechnung.
Als
das Deutsche Reich am 18. Januar 1871 im französischen
Versailles per Proklamation ausgerufen wurde, dauerte
es nur noch zwei Jahre, bis auch in Öschelbronn
sangesfreudige Männer zusammenkamen, um analog
zu der deutschen Turnerschaft „Frisch, fromm,
fröhlich und frei“ den Männergesangverein
MGV „Freundschaft“ aus der Taufe zu heben.
Damit
lagen die Altvorderen voll im Trend der Zeit. Nach den
Französischen Revolutionen 1789 und 1848, die in
Deutschland lediglich schwache Nachbeben mit sich brachten,
wurde die Freiheit vom Absolutismus des Adels und der
hohen Geistlichkeit langsam aber sicher über Bord
geworfen. Raum wurde frei für das „Gemeinsam
sind wir stark“ und „Völker aller Länder
vereinigt Euch“, so dass den Werten Einigkeit
und Recht und Freiheit, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit,
überall organisatorisch Vereinsgründungen
folgten. Parteien, Turnvereine und Gesangvereine wurden
gegründet, um den neuen Freiheiten in Freundschaft,
in Eintracht und in Harmonie deutlich Ausdruck zu verleihen.
Natürlich
entstand durch den schleichenden Verlust der Macht in
den Palästen ein Vakuum in den Hütten. Die
Menschen hatten sich an die tausendjährige Unterordnung
bis hin zur Leibeigenschaft gewöhnt und der Fremdbestimmung
von oben nach unten auch in einer gewissen bequemen
Haltung dankbar und gottergeben als dem Gottesgnadentum
Tribut gezollt. Jetzt musste die neue Freiheit über
die Alltagsarbeit hinaus am Feierabend sinnvoll gestaltet
werden, so dass gerade das Lied mit seiner kraftspendenden
und gemeinschaftsbildenden Tradition alte Wahrheiten
bündelte und hinüberrettete im Sinn von „Mit
uns zieht die neue Zeit“. Auch die Turner sangen
und später die Fußballer, die Handballer,
die Sportler und die politischen Parteien, denn: „Wo
man singt, da lass dich nieder, böse Menschen haben
keine Lieder!“
Der
Name „Freundschaft“ Öschelbronn zeigt
deutlich das emotionale Anliegen der Menschen, miteinander
vernünftig umzugehen, weil die eigene Freiheit
und Freundschaft bis heute immer auch die Freiheit und
Freundschaft des anderen ist in geschwisterlicher Gemeinschaft.
Unter
Lehrer Halm begann die Öschelbronner „Freundschaft“
mit dem Männergesang, kamen die Frauen doch erst
über hundert Jahre 1982 dazu. Sie treten im Grunde
erst in der Gegenwart in den Freiheitsraum der Männergesellschaft
als wichtiges Rad am Wagen. 1875 durften sie allerdings
schon die Vereinsfahne nähen, die erst im Jahre
2000 ihr 125jähriges Jubiläum begeht.
Lange
dauert es, bis der recht junge Männergesangverein
MGV „Freundschaft“ Öschelbronn sich
aus den eigenen Mauern traute und 1894 in Renningen
beim Strohgäusommerfest ein Diplom ersang.
1900
feierte man das Silberjubiläum der Vereinsfahne
festlich. Die Frauen stifteten ihren Männern eine
wertvolle Fahnenschleife und dokumentierten damit ihren
Anspruch, ernstgenommen zu werden. Zudem brachte es
die lange Friedenszeit von 1871 bis 1914 mit sich, dass
viel gesungen wurde. Die Lebensqualität stieg deutlich
an. Aus einer bäuerlichen Gesellschaft entwickelte
sich langsam und kontinuierlich eine industrielle Gesellschaft,
die aber den Gesang hochhielt, das beweisen viele Betriebsgesangvereine
in der damaligen Zeit. 1908 sangen in der „Freundschaft“
zu Öschelbronn 48 Männer, 60 weitere unterstützten
die wertvolle Kulturarbeit durch ihre passive Förderung.
Viele Preise wurden errungen und 1913 schloss sich der
kleine örtliche „Sängerclub“ der
„Freundschaft“ an.
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