1900
57 Mannen
des Gesangverein
Freundschaft 1873
posieren für die
Nachwelt anlässlich des 25jährigen Jubiläums
des Vereins.
Leider kennen wir
so gut wie keine Namen
der abgebildeten
Personen.
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»Rein im Lied, wahr im Wort,
sei die Freundschaft fort und fort

Dieser Sinnspruch begleitet den Gesangverein „Freundschaft“ Öschelbronn in diesem Jahr 1998 seit genau 125 Jahren und wirkt weiter in das nächste Jahrtausend unserer Zeitrechnung.

Als das Deutsche Reich am 18. Januar 1871 im französischen Versailles per Proklamation ausgerufen wurde, dauerte es nur noch zwei Jahre, bis auch in Öschelbronn sangesfreudige Männer zusammenkamen, um analog zu der deutschen Turnerschaft „Frisch, fromm, fröhlich und frei“ den Männergesangverein MGV „Freundschaft“ aus der Taufe zu heben.

Damit lagen die Altvorderen voll im Trend der Zeit. Nach den Französischen Revolutionen 1789 und 1848, die in Deutschland lediglich schwache Nachbeben mit sich brachten, wurde die Freiheit vom Absolutismus des Adels und der hohen Geistlichkeit langsam aber sicher über Bord geworfen. Raum wurde frei für das „Gemeinsam sind wir stark“ und „Völker aller Länder vereinigt Euch“, so dass den Werten Einigkeit und Recht und Freiheit, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, überall organisatorisch Vereinsgründungen folgten. Parteien, Turnvereine und Gesangvereine wurden gegründet, um den neuen Freiheiten in Freundschaft, in Eintracht und in Harmonie deutlich Ausdruck zu verleihen.

Natürlich entstand durch den schleichenden Verlust der Macht in den Palästen ein Vakuum in den Hütten. Die Menschen hatten sich an die tausendjährige Unterordnung bis hin zur Leibeigenschaft gewöhnt und der Fremdbestimmung von oben nach unten auch in einer gewissen bequemen Haltung dankbar und gottergeben als dem Gottesgnadentum Tribut gezollt. Jetzt musste die neue Freiheit über die Alltagsarbeit hinaus am Feierabend sinnvoll gestaltet werden, so dass gerade das Lied mit seiner kraftspendenden und gemeinschaftsbildenden Tradition alte Wahrheiten bündelte und hinüberrettete im Sinn von „Mit uns zieht die neue Zeit“. Auch die Turner sangen und später die Fußballer, die Handballer, die Sportler und die politischen Parteien, denn: „Wo man singt, da lass dich nieder, böse Menschen haben keine Lieder!“

Der Name „Freundschaft“ Öschelbronn zeigt deutlich das emotionale Anliegen der Menschen, miteinander vernünftig umzugehen, weil die eigene Freiheit und Freundschaft bis heute immer auch die Freiheit und Freundschaft des anderen ist in geschwisterlicher Gemeinschaft.

Unter Lehrer Halm begann die Öschelbronner „Freundschaft“ mit dem Männergesang, kamen die Frauen doch erst über hundert Jahre 1982 dazu. Sie treten im Grunde erst in der Gegenwart in den Freiheitsraum der Männergesellschaft als wichtiges Rad am Wagen. 1875 durften sie allerdings schon die Vereinsfahne nähen, die erst im Jahre 2000 ihr 125jähriges Jubiläum begeht.

Lange dauert es, bis der recht junge Männergesangverein MGV „Freundschaft“ Öschelbronn sich aus den eigenen Mauern traute und 1894 in Renningen beim Strohgäusommerfest ein Diplom ersang.

1900 feierte man das Silberjubiläum der Vereinsfahne festlich. Die Frauen stifteten ihren Männern eine wertvolle Fahnenschleife und dokumentierten damit ihren Anspruch, ernstgenommen zu werden. Zudem brachte es die lange Friedenszeit von 1871 bis 1914 mit sich, dass viel gesungen wurde. Die Lebensqualität stieg deutlich an. Aus einer bäuerlichen Gesellschaft entwickelte sich langsam und kontinuierlich eine industrielle Gesellschaft, die aber den Gesang hochhielt, das beweisen viele Betriebsgesangvereine in der damaligen Zeit. 1908 sangen in der „Freundschaft“ zu Öschelbronn 48 Männer, 60 weitere unterstützten die wertvolle Kulturarbeit durch ihre passive Förderung. Viele Preise wurden errungen und 1913 schloss sich der kleine örtliche „Sängerclub“ der „Freundschaft“ an.
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