Wenn
Männer reisen …
»Buabaausflug« des Gesangverein Öschelbronn
Drei Highlights im Ländle an einem Tag!
Wie könnte es anders sein wenn 36 gestandene
Mannsbilder des Gesangverein Freundschaft eine Reise antreten
– der Tag beginnt mit einem Lied. Doch das hatte auch
seinen Grund, denn just am 31. Oktober wurde eine Dame des
Vereins um ein Jahr reicher. Da ließ man es sich nicht
nehmen vor der Abfahrt noch schnell eine Huldigungshymne anzustimmen.
Um
8.30 Uhr gings dann los in Richtung Gundelsheim, denn dort
wartete nicht nur eine profunde Stadtführung, sondern
vor allem auch die Schokoladenmanufaktur Schell mit ihren
süßen Köstlichkeiten, die es zu erkunden und
zu verkosten galt.
Doch
halt, wenn Öschelbronner reisen darf eines nicht fehlen
– die Frühstückspause an einem Rastplatz unterwegs.
Es beeindruckt immer wieder in welch rasender Geschwindigkeit
unmittelbar nach dem Einparken des Busses, Biertisch und Bänke
aus dem Gefährt gezaubert, Brezeln, Bauernbratwürste
und gehaltvolle Getränke für jeden Geschmack aufgetischt
werden.
Das muss sein. Das hat Tradition. Ohne das ist so ein Ausflug
nicht komplett.
Abbildung
1: Wer einen anstrengenden Ausflugstag vor sich hat, muss
sich im Vorfeld stärken.
Angekommen in Gundelsheim am Neckar beginnt das Tages-Programm
mit der Stadtführung. Die, gespickt mit allerlei historischen
Fakten, Hintergründen und so manchem koketten Spruch,
die Erkenntnis vermittelte, Gundelsheim war hemals nicht nur
eine wohlhabende, sondern – weil strategisch günstig
an einer Neckarfurt gelegen – auch bedeutende Stadt.
Hier
residierten dann auch einige kirchliche und weltliche Fürsten
die dafür sorgten, dass nicht wenige Bürger der
Stadt »steinreich« wurden, denn sie konnten sich
schöne Häuser aus Stein errichten während das
gemeine Volk mit Fachwerkhäusern vorlieb nehmen musste.
Und
wer weiß schon, dass der Mundschenk in früheren
Zeiten stets seine linke Hand hinter dem Rücken »verstecken«
musste um sicherzustellen, dass der Gast auch nicht etwas
Unbekömmliches ins Glas geträufelt bekam. In vornehmen
Gasthäusern kann man diese Attitüde noch heute beim
Personal beobachten.
Oder
wussten Sie woher der Begriff »Torschusspanik«
kommt? Dabei ist das wirklich einleuchtend. Zu Zeiten der
Stadttore konnte einem schon Angst und Bange werden, kam man
als Reisender an der Mauer an und diese war schon verschlossen.
Schließlich trieb sich außerhalb der gesicherten
Stadt so manches Gesindel herum. Also: Die Panik vor verschossenen
Toren zu stehen!
Übrigens:
Wenn Sie heute einem Gast einen »Warmen Empfang«
bereiten, so mag der sich ja darüber freuen. Früher
allerdings fand der Ankömmling, dem an der Stadtmauer
ein Schwall heißes Pech entgegenschwappte diesen Empfang
sicher weniger amüsant.
Man
sieht also: Reisen bildet und seien es auch »nur«
ein paar Sprichwörter, die man nun in ihrem historischen
Kontext zitieren kann. Aber auch die Information, dass jedem
Bürger von Gundelsheim
täglich 5 Pfälzer Schoppen Wein, an Feiertagen sogar
deren 10 zustanden, hat die versammelten Öschelbronner
sehr beeindruckt. Dort
ging es dann bestimmt nicht minder beschwingt zu als bei
Ausflügen der reisenden Gesellschaft aus Öschelbronn.
Schokoladenprobe
der besonderen Art bei Schell in Gundelsheim
Was
tun als kleine Schokoladen-Manufaktur gegen die Marktgiganten?
Da heißt es kreativ sein. Bei Schell entstand die Idee,
Pralinen mit einer »Essigfüllung« zu kreieren
– wie so oft im Leben – per Zufall. Und weil das
Ergebnis ganz neue Geschmackswelten eröffnete, experimentierte
man im Hause Schell ab sofort mit den ungewöhnlichsten
Geschmacksrichtungen.
Meersalz?
Warum nicht! Safran? Aber ja doch! Kardamon? Sicher! Gewürze
und Geschmackszugaben der unterschiedlichsten Art finden inzwischen
in den Pralinen und Schokoladen des Hauses Eingang. Und genau
das macht den Unterschied und gibt dieser Manufaktur ihre
einzigartige Note. Ob’s geschmeckt hat? Zumindest war
der Andrang an der Verkaufstheke durchaus lebhaft.
Abbildung
2: Auch bei einer Schokoladenverköstigung darf die Flüssigkeit
nicht fehlen. Sonst verklebt der Gaumen in Folge der süßen
Massen.
Von
der süßen zu der sportlichen Verführung –
Das Porsche-Museum.
Derlei
körperlich und geistig gestärkt stand die nächste
Etappe des Ausflugs an. Die Mannen aus Öschelbronn mischten
sich unter ein multinationales Völkchen, das sich anschickte
das supermoderne Museum des Hauses Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen
zu besichtigen. Geballte Pferdestärken, extravagantes,
manchmal fast schon erotisches Fahrzeugdesign, große
Namen und immer wieder grandiose Architektur beeindruckten
jedermann.
Nicht
zuletzt der atemberaubende Aufstieg des Hauses Porsche, denn
– das wussten einige der Öschelbronner noch aus
eigener Erfahrung – vor sechzig Jahren wurden in der
»Baracken« gerade mal drei Fahrzeuge pro Tag mehr
oder weniger von Hand »zusammengenagelt«. Was
für eine Entwicklung zum heutigen Stand des Unternehmens!
Abbildung
3: Die erste von Ferdinand Porsche entwickelte Motorkutsche
war damals schon ein Elektroauto. Die Batterie allerdings
war so schwer, dass sich diese Technologie nicht durchsetzen
konnte.
Abbildung 4: Ob der eine oder andere von solch einem Gefährt
jemals träumte?
Kaum bei den Preisen. Doch zum anzuschauen sind die Supersportwagen
immer wieder schön.
Feuchtfröhlicher
Ausklang im Weingut Zeiss in Schützingen.
Ein
Ausflug der Gesangverein-Männer ohne Notenblätter
und Sangeseinlagen – undenkbar. Und wo lässt es
sich besser singen als beim Wein (wenn auch in dieser fröhlichen
Runde ohne »Weib«).
Das Weingut Zeiss in Schützingen bot hier den perfekten
Rahmen. Das Essen lieferte eine solide Grundlage für
die Weinprobe, die der Juniorchef routiniert und ausgesprochen
entspannt zum Besten gab.
Logisch,
dass die Herren zu vorgerückter Stunde in bester Laune
die Heimfahrt nach Öschelbronn antraten. Fazit: Ein wirklich
gelungener Ausflug und die einhellige Meinung: »Des
machet mer bald mol wieder!«
Text
und Bilder Joachim Kilian
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