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»Viva
España«
Der Gesangverein Öschelbronn auf Chorfahrt nach Katalonien.
Es jährt
sich inzwischen zum 21. Mal, dass Hilde Pflüger eine
Busreise nach Rosas, an die katalanische Costa Brava organisiert,
gefüllt mit überwiegend Öschelbronner Spanienfans.
2010 saßen zum Großteil Vereinsmitglieder des
Gesangverein Freundschaft Öschelbronn in den Polstern
und freuten sich auf 8 Tage Sonne, Meer, Kultur aber auch
gesangliche Auftritte, denn Chöre reisen nun mal nicht
in die Welt, ohne ihre Sangesqualitäten zum Besten zu
geben.
Hierzu gab es gleich am Sonntag Anlass, denn die Öschelbronner
bereicherten einen deutschen Gottesdienst in der Basilika
von Castello de Empuries. Vor gefüllten Bänken umrahmten
geistliche Lieder die Messe und wurden von den Kirchgängern
nach dem Gottesdienst mit viel Applaus bedacht.
San Pere de Roda – ein Klosterjuwel in den Bergen
Hilde Pflügers Reisen sind bekannt für ein dichtes
Touristik- und Kulturprogramm. Nach dem wie stets üppigen
Buffet im Stammhotel Montecarlo stand gleich am Sonntag Nachmittag
der Ausflug nach San Pere des Roda auf dem Programm.
Dieses ehemalige Kloster, das im Mittelalter große Besitztümer
sein eigen nannte und dessen Herrschaftsbereich sich weit
ins Hinterland erstreckte, liegt malerisch in den Ausläufern
der Pyrenäen. Erst in den späten 60iger Jahren wurde
es für den Tourismus entdeckt. Seither wird San Pere
de Roda sukzessive mit viel Sachverstand restauriert und thront
heute wie eine Trutzburg auf der Höhe über der Costa
Brava.
Beim Gesangverein ist es üblich stets Notenbüchlein,
oder Notenblätter mit im Gepäck zu
verstauen, deshalb wurde die Gunst der Stunde und die exzellente
Akustik der Klosterkirche gleich genutzt um eine erneute Kostprobe
des sängerischen Könnens abzugeben (Abb. 1).
Abbildung 1:
In der restaurierten Ruine der Klosterkirche von San Pere
de Roda gaben die Öschelbronner spontan eine Kostprobe
ihres Könnens zum Besten.
Einen wunderbaren Blick auf das Kloster und die malerischen
Buchten der Pyrenäen konnten diejenigen erhaschen, die
den Aufstieg zur verfallenen Burgruine »San Salvatore«
auf dem Gipfel des Berges auf sich nahmen. Dass dies ohne
Blessuren abging war schon erstaunlich, denn die Wege waren
für das leichte Schuhwerk so mancher Dame wirklich nicht
geeignet. Doch wie heißt es im Volksmund so zutreffend:
Es war ein Erlebnis, hat der Schmerz erst nachgelassen (Abb.
2+3).
Abbildung 2:
Malerisch in den Ausläufern der Pyrenäen gelegen
– San Pere de Roda.
Abbildung 3:
Auf steinigen Wegen und mit unpassendem Schuhwerk kletterten
einige zur Ruine »San Salvatore« auf den Gipfel
und freuten sich an der wunderbaren Aussicht auf die Küsten
der Costa Brava.
Katalanien ist reich an wunderbar romantischen, heute meist
liebevoll restaurierten, oft kleinen bis winzigen Ansiedlungen.
Sant Marti de Empuries, in unmittelbarer Nachbarschaft zu
dem antiken Ruinenfeld von Empuries gelegen, ist solch ein
Ort.
Schon der Fußweg zu diesem Kleinod ist es wert hierher
zu kommen. Vorbei an einer perfekten Mischung von südlicher
Vegetation und naturnah angelegten Wegen, entlang den geschmackvoll
aber dezent angelegten Strandpassagen und vorbei an den Ausgrabungen
aus griechisch- römischer Zeit, gelangt man zu einer
Ansammlung von Gebäuden, deren Charme schwer in Worte
zu fassen ist.
Nicht mehr als ein paar Dutzend Häuser, alle stilsicher
restauriert und gestaltet. Hier atmet man die Essenz südlichen
Lebensstils. Auf der Plaza mit Blick auf die Basilika aus
dem 12. Jahrhundert schmeckt der Sangria, der Tinto oder das
Cervesa gleich doppelt so gut.
Abbildung 4:
Vom Meer ausgewaschen zur fotogenen Skulptur. Bei San Marti
de Empuries.
Sant Marti de Empuries – ein Juwel für Freunde
mediterranen Flairs.
Barcelona – eine Metropole mit vielen faszinierenden
Gesichtern.
Der Schwabe sagt: »Mer kann net noch elle Mucka batscha«.
Wohl wahr. Was also macht man also, steht nur ein Tag, das
heißt der Teil eines Tages denn Hin- und Rückfahrt
müssen ja noch abgezogen werden, zur Verfügung um
eine Städteschönheit wie Barcelona zu besichtigen?
Die Öschelbronner entschieden sich zum Einstieg für
eine Stadtrundfahrt im Bus. Vorbei am modernen Hafen, durch
die Innenstadt mit ihrem pulsierenden Leben, an der Sagrada
Familia kurz gestoppt, in der Hoffnung keinen Strafzettel
zu ergattern, die alte und neue Stierkampfarena gestreift
um so einen winzigen Eindruck dieser Metropole zu erhaschen.
An der Plaza Catalunia werden alle für eineinhalb Stunden
in eigener Regie durch die Stadt entlassen. Gerade Zeit genug
um ein wenig durch die historische Altstadt zu schlendern.
Vorbei an der Kathedrale, durch schmale Gässchen in denen
– neben den obligatorischen Angeboten für
die Touristen – schon auch mal ein Blick in die Werkstatt
eines Gitarrenbauers möglich ist.
Zurück über ein Stück Hafenpromenade, den Blick
bewundernd auf die Kolumbussäule gerichtet, die anlässlich
der Weltausstellung Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde,
und weiter die Rambla hinauf mit ihren überquellenden
Menschenmassen und endlos aneinander gereihten Verkaufsständen,
in denen dem Passanten von Kunst über Nippes bis zu Blumen,
Vögeln und Schildkröten unzählige Waren angeboten
werden.
Und dann tummeln sich auf der Rambla noch dutzende von Körperskulptur-Darstellern.
Ein Alien versucht in fantastischem Kostüm, junge Mädchen
zu »fangen« um für das dann obligatorische
Erinnerungsfoto ein paar Cents oder Euros zu ergattern. Ein
Mensch, im Stile des Biedermeier gekleidet, »schwebt«
frei in der Luft, ein weiterer, mit grellgrün geschminktem
Gesicht, präsentiert sich als Michel Jackson. Aufwendig,
malerisch, außergewöhnlich, exzentrisch ..... Auch
in dieser Beziehung ist Barcelona ganz Weltstadt.
Abbildung 5 und 6:
Exzentrischer, autwändiger und malerischer sieht man
sie selten.
Körperskulpturen auf der Rambla in Barcelona.
Eineinhalb Stunden sind rasend schnell vorbei. Hilde Pflüger
hat allen eingeschärft, dass man pünktlichst wieder
an der Placa de Catalunya zu sein hätte, denn eigentlich
dürften Busse dort gar nicht parken, höchsten in
Windeseile ihre Fracht ausspucken und wieder einsaugen um
Platz zu schaffen für die vielen anderen Touristengefährte,
die sich hier ununterbrochen aufreihen.
Weltkulturerbe Parc Güell.
Barcelona ist in vieler Hinsicht einmalig, zu den extravagantesten
und fantastischsten Sehenswürdigkeiten gehört aber
zweifelsfrei das Werk Antonio Gaudis, jenes genialen Jugendstilkünstlers,
der Anfang des vorigen Jahrhunderts seine einmaligen Bau-
und Kunstwerke schuf.
Wir könnten jedoch heute nicht vor so vielen herausragenden
Exponaten dieses Genies stehen, wäre da nicht sein Mäzen,
der Industrielle Güell gewesen, der viele der Werke Gaudis
finanziell stützte und damit erst ermöglichte. Der
Parc Güell, heute Weltkulturerbe und Magnet für
Touristen aus aller Welt, ist solch ein Zeugnis des Miteinander
von Mäzen und Künstler.
Seinerzeit geplant als Siedlung für betuchte Investoren,
musste das Projekt mangels Nachfrage (die Krisenzeiten Anfang
des 20. Jahrhunderts lassen grüßen) gestoppt werden.
Einzig das Wohnhaus Gaudis und die beiden Pförtnerhäuser
(siehe Abb. 7) wurden als Gebäude realisiert.
Abbildung 7:
Es hätten die Pförtnerhäuser werden sollen
und sind heute, eingebettet in den Eingangsbereich des Parc
Güell, viel bestaunte, märchenhafte Créationen
im Weltkulturerbe Parc Güell.
Heute muss man von Glück reden, denn der Rest des großen
Areals wurde ein einzigartiger Park, dessen verwunschene,
florale, detailverliebte »Architektur« (Abb. 8)
jeden in Bann zieht.
Abbildung 8:
»Normal« in unserem Alltagssinn ist so gut wie
nichts im Parc Güell des Antonio Gaudi.
Auch nicht die eigentlich profane Promenade entlang einer
Stützmauer.
Allein auf der ausladenden Terrasse über der großen
Halle, mit ihrer 100 Meter langen, in sanften Bögen geschwungenen,
aus abertausend Keramikbruchstücken modellierten Bank
(Abb. 9) ist ein einmaliges Werk, in dem man sich stundenlang
verlieren könnte.
Abbildungen 9 und 10:
Ganze 100 Meter lang, in Schlangenlinien rund um eine Terrasse
angelegt, windet sich die wundervolle »Bank« des
Antonio Gaudi im Parc Guell, über den Dächern der
Stadt.
Auch wenn es schwer fällt, der Tag in Barcelona neigt
sich seinem Ende zu, die Rückfahrt nach Rosas, das obligatorische
Abendbuffet, Bummeln an der Strandpromenade und ein Gläschen
auf der Hotelterrasse unmittelbar am Strand lassen einen erlebnisreichen
Tag ausklingen.
Cadaques – auf den Spuren Salvatore Dalis
Ein Besuch in Rosas ohne Salvatore Dali zu »begegnen«
– unmöglich! Ob das Dali-Museum in Figueras (stand
bei uns am Freitag auf dem Programm), ob das Wohnhaus Dalis
in Portlligat, ob Cadaques oder das Schloss seiner Muse Gala
in Pubol, das Genie des Surrealismus ist in dieser Gegend
Katalaniens allgegenwärtig.
Wir nehmen von Rosas aus das täglich verkehrende Linienschiff
nach Cadaques um dort zwei kleine Stündchen zu verweilen.
Blickt man vom Meer auf die Bucht, sieht man die Häuser,
die – wie es ein Kolumnist ausdrückte – wie
»Würfelzucker«, von Jahr zu Jahr in größerer
Zahl, am Hang kleben ist kaum vorstellbar, dieser Ort war
vor nur einem halben Jahrhundert ein verschlafenes Fischernest,
in das von der Landseite her kaum eine befestigte Straße
führte (Abb. 11)
Abbildung 11:
Cadaques. Mitte des 20. Jahrhunderts noch ein verschlafener
Fischerort. Heute ein Kleinod mit saftigen Immobilienpreisen.
Den Unterschied von damals zu heute macht nicht zuletzt Salvatore
Dali. Als »Entdecker« von Cadaques adelte er diesen
Ort, ja die ganze Region und führte ihn zu touristischer
Blüte.
Das Schlendern durch enge, pittoreske, in strahlendes Weiß
getünchte Häuser und Gassen verführt den urlaubsentspannten
Gast alle paar Meter zum Schauen, Begutachten, Anprobieren,
Abwägen, ob das eine oder andere Kleidungsstück,
Accessoire, Schmuckstück, Souvenir nicht erworben werden
sollte. Es fällt auf wie hochwertig die angebotene Ware
ist. Trotz der vielen Gäste scheint Cadaques bemüht,
Stil, Qualität und vor allem originales Flair bewahren
zu wollen – ein Glück.
Die Sänger der Gruppe machen sich indessen auf den Weg
zur Kirche, denn dort ist ein weiterer Auftritt des Gesangvereins
vereinbart. Ein erlesenes Ambiente, denn der, den Chor der
Kirche komplett ausfüllende, über und über
mit Gold verzierte Marienaltar ist weltberühmt. Die Historiker
berichten, dass sich Fischer des Dorfes diesen Altar über
Jahre hinweg vom Mund abgespart hatten. Nicht zuletzt um den
Segen Marias für reichen Fang zu erbitten.
Rosas – Costa Brava vom Feinsten
Bei all den Ausflügen, Tripps, Veranstaltungen entsteht
vielleicht der Eindruck die Gruppe wäre so gut wie gar
nicht an ihrem eigentlichen Standort in Rosas gewesen. Die
Tatsache jedoch, dass man im Hotel Montecarlo in Vollpension
logierte sorgte schon dafür, dass man nicht nur stets
rechtzeitig »nach Hause« kam, sondern auch genügend
Zeit blieb, sich ein paar Stunden am Strand zu vergnügen
oder durch die Altstadt von Rosas zu bummeln.
Rosas und das benachbarte »spanische Venedig«
Ampuriabrava erfreuen sich in den letzten Jahren immer größerer
Beliebtheit. Spaziert man die kilometerlange Strandpromenade
in Rosas entlang muss man auch anerkennend würdigen,
da wurde viel investiert und wirklich Schönes geschaffen.
Auch wir schlenderten hier gerne entlang, beobachteten die
akrobatisch agierenden Beachvolleyballer, die pfeilschnellen
Windsurfer oder die Skulpturen der Sandbildhauer, deren Kunstwerke
leider nur all zu vergänglich sind. Und im Zentrum von
Rosas lässt sich gut bummeln und shoppen, auch dafür
blieb – trotz intensivem Programm - durchaus noch Zeit.
Feiern – auch in Rosas muss das sein
Es ist schon Tradition, am Donnerstag vor der Heimreise trifft
sich die ganze Gruppe zu einem bunten Abend. Diesmal waren
gleich zwei Geburtstage zu feiern. Walter Pflüger und
Chorleiter Wilhelm Kunzmann wurden unter südlicher Sonne
ein Jahr älter und Hilde Pflüger wurde wie immer
für ihre unermüdliche, nach Perfektion strebende
Organisation geehrt.
Dass an solchen Festen nach Leibeskräften gesungen wird
versteht sich von selbst. Heitere, amüsante und geistreiche
Programmbeiträge ließen den Abend wie im Fluge
vergehen.
Abbildung 12:
Wilhelm Kunzmann, Hilde Pflüger und Walter Pflüger,
die Ehrengäste am obligatorischen bunten Abend im Hotel
Montecarlo.
Dalimuseum in Figueras – ein Muss. Nicht nur
für Kulturbürger.
Es ist Freitag, die Reise neigt sich dem Ende entgegen,
da muss noch ein Highlight her.
Für uns ist das der Besuch im weltberühmten Museum
des Salvatore Dali in Figueras, seiner Heimatstadt. Kann man
beschreiben was den Besucher dort erwartet? Natürlich,
eine Vielzahl der Arbeiten des großen Surrealisten.
Das Museum ist aber mehr, viel mehr. Es ist ein Gesamtkunstwerk,
so viel Überraschendes, nie Gesehenes, unwirklich Anmutendes
wird dem Besucher hier geboten (Abb. 11). Wer also einmal
in diese Ecke Spaniens kommt, sollte sich das Dali-Museum
nicht entgehen lassen.
Abbildung 11:
Dalimuseum in Figueras. Wer das Schräge, das Fantastische,
das Unverhoffte liebt, dem wird dort viel geboten.
Für die Reisegruppe aus Öschelbronn war der Besuch
im Dali-Museum eine letzte Etappe einer an Höhepunkten
reichen Reise, denn am Samstag chauffierte uns Nikolai Sterkler,
seit vielen Jahren im Dienste der Firma Binder und Stammfahrer
in Sachen Spanienreisen – zurück ins heimische
Öschelbronn.
Wieder einmal ist es dem Organisationsteam unter Hilde Pflüger
und Renate Raisch gelungen, eine wirklich runde Chorreise
auszuarbeiten und umzusetzen. Dafür an dieser Stelle
noch einmal recht herzlichen Dank.
Joachim
Kilian
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